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Wasserturm in Dudelange

Claudine Kaell Architecte, Luxemburg und Atelier d'Architecture et de Design Jim Clemes, Esch-sur-Alzette

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Sichtbeton

Architektur

Claudine Kaell Architecte, Luxemburg und Atelier d'Architecture et de Design Jim Clemes, Esch-sur-Alzette

Bauherr

Ministère de la Culture, Service des Sites et Monuments Nationaux

Projektbeteiligte

Hackl Hofmann, Eichstätt (Landschaftsarchitekten), Daedalus Engineering, Heffingen, Luxemburg (Bauingenieure), Jean Schmit Engineering, Luxemburg (TGA-Fachplaner)

Jahr

2012

Ort

3475 Dudelange, Rue de Centenaire 1b

Beschreibung

Das Großherzogtum Luxemburg ist Sitz zahlreicher Institutionen der Europäischen Union und vor allem ein bedeutender Finanzplatz. Dass die Volkswirtschaft des kleinen Landes noch bis in die 1970er Jahre von der Schwerindustrie dominiert wurde, ist heute kaum mehr vorstellbar. Zwar gibt es die Eisen und Stahl verarbeitenden Betriebe mittlerweile nicht mehr, dennoch sind die an Erzvorkommen reichen Städte Esch-sur-Alzette und Dudelange im Süden Luxemburgs Hauptstandorte der verarbeitenden Industrie geblieben.

Dudelange ist mit knapp 20.000 Einwohnern die kleinere der beiden Städte. Als Wahrzeichen und Zeugnis der industriellen Vergangenheit gilt der inzwischen stillgelegte und unter Denkmalschutz gestellte 56 Meter hohe Wasserturm aus dem Jahr 1928. Acht kräftige, leicht ausgestellte Betonpfeiler tragen einen großen zylindrischen Wasserbehälter. Am Fuß des Turms steht das ehemalige Pumpenhaus, ein Backsteinbau mit großen Rundbogenöffnungen.

Stadt, Denkmalamt und Ministerium für Kultur wollten das Gebäudeensemble nicht bloß renovieren und als Zeichen erhalten, sondern es mit neuer Bestimmung zu einem öffentlich zugänglichen Ort machen. Und so bestand die Aufgabe für die luxemburgischen Architekten Claudine Kaell und Jim Clemes sowohl in der denkmalgerechten Sanierung beider Bauwerke, als auch darin, im Turm eine Dauerausstellung für die historische Fotoserie The Bitter Years unterzubringen. Die mehr als 200 Bilder umfassende Sammlung hatte der Fotograf Edward Steichen 1962 im Museum of Modern Art in New York kuratiert. Sie zeigt das harte Landleben im Amerika der 1930er Jahre nach der Großen Depression und gehört zum Bestand des in Dudelange beheimateten Centre National de l'Audiovisuel.
 
Eine spannende Aufgabe, die die Architekten angemessen behutsam und dennoch formal kraftvoll umgesetzt haben. Die sichtbarste Maßnahme ist die in die wuchtige Betonkonstruktion des Turms präzise montierte mehrläufige Treppe aus Sichtbeton. Mit ihren geschlossenen Geländern aus glatten Stahlblechen schwingt sie sich um den ebenfalls neu eingefügten und betonierten Fahrstuhlschacht herum nach oben. Der Eingang in die Ausstellung erfolgt durch das Pumpenhaus – eine anderthalbgeschossige rechteckige Halle aus rotem Ziegelmauerwerk. Zurückhaltend und mit wenigen Eingriffen renoviert beherbergt sie einen einzigen großen Raum. Er reicht hinauf ins Eisenfachwerk des flachen Satteldachs und ist für Wechselausstellungen konzipiert. In der Flucht eines eingeschobenen Stahl-Glas-Windfangs am Eingang verlässt man die Halle durch einen stahlplattenverkleideten, containerähnlichen Passagenraum in Richtung Turm. Hier angelangt, befindet man sich im ersten, unteren Ausstellungsraum. Er ist von achteckiger Form und weitestgehend in Dunkel getaucht. Aus ihm heraus führt der mit Fensteröffnungen in den Schachtwänden versehene Aufzug auf schnellem Weg nach oben. Wollte man die Treppe benutzen, müsste man schon zuvor aus der Passage nach draußen gehen. Dort beginnt ein Zickzackweg, der auf das Dach des achteckigen Ausstellungsraumes mündet, wo die Treppe ihren Antritt hat.

Aufzug und Treppe enden unterhalb des alten Wasserbehälters auf einer runden Aussichtsplattform, die mit raumhohen Verglasungen versehen ist und gut geschützt weite Ausblicke über die Stadt eröffnet. Von hier geht es über den letzten Treppenlauf hinauf in die Bitter Years-Ausstellung. Der hohe zylindrische Raum ist als Dokument seiner ursprünglichen Funktion auf ganzer Höhe verschlossen und dramatisch dunkel geblieben. Lediglich eine oben aufsitzende runde Himmelslaterne lässt ein wenig Tageslicht einfallen. Analog zur ihr gewährt ein mittig platziertes Bullauge den Blick hinab in die Tiefe des Aufzugschachts.

Beton

Die kräftige offene Stahlbetonskelettkonstruktion des alten Wasserturms mit grober Textur und monochromer Farbigkeit wird mit den baulichen Ergänzungen weder imitiert noch konterkariert, sondern angemessen und spannungsvoll betont. In die Turmmitte setzten die Architekten einen Aufzugschacht und auf die Konsolen an den acht Pfeilern Treppenläufe aus Sichtbeton. Auf seiner Oberfläche zeichnet sich die Struktur der verwendeten, horizontalen Brettschalung deutlich ab. Es wird hier also kein neues, und schon gar kein feineres oder filigraneres Material hinzugefügt, die Oberflächen des Hinzugefügten erscheinen allerdings lebhafter. Im zylindrischen Innenraum des früheren Wasserbehälters wird die Wucht der Betonkonstruktion erneut erwidert: die Brüstungen der Treppe und die Wandung des runden Bullauges sind aus vertikal geschaltem Beton in einer geradezu übertrieben wirkenden Wandstärke ausgeführt.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Andrés Lejona, Luxemburg

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