Kreisverkehrsanlagen aus Beton

Verkehrsknotenpunkte werden immer häufiger als Kreisverkehre geplant oder umgestaltet. Für sie sprechen die höhere Verkehrssicherheit und die hohe Leistungsfähigkeit. Die im Vergleich mit vorfahrts- oder signalgesteuerten Kreuzungen niedrigeren Geschwindigkeiten der Fahrzeuge im Kreisverkehr und die bessere Übersichtlichkeit lassen die Zahl der Verkehrsunfälle schrumpfen und Unfälle glimpflicher verlaufen. Meist ist auch die Leistungsfähigkeit höher. Die Kosten für die Anschaffung und Wartung einer Lichtzeichenanlage entfallen.

Bei kleinen Kreuzungen ist der Platzbedarf von Kreisverkehrsanlagen allerdings größer als der von vorfahrts- oder signalgesteuerten Kreuzungen. Die Führung von Fußwegen und Radwegen an Kreisverkehren ist sorgfältig zu planen. Hinweise zur baulichen Gestaltung und Ausführung sowie Informationen zum Fahrbahndeckenbeton selbst sind im FGSV-Merkblatt für Planung, Konstruktion und Bau von Verkehrsflächen aus Beton (M VaB) [1] und im Zement-Merkblatt S1 des InformationsZentrums Beton [7] zu finden.

Bei Kreisverkehren sind gegenüber üblichen Straßenbaumaßnahmen zusätzliche Beanspruchungen zu berücksichtigen [2]:

  • Schubspannungen durch Fahren in engen Radien verbunden mit einer Achslasterhöhung
  • Spurgebundener Verkehr mit entsprechender großer Überfahrhäufigkeit
  • Bremsvorgänge und langsam fahrender Verkehr an den Zufahrten sowie Beschleunigungsvorgänge mit Schubbeanspruchung der Fahrbahnoberseite an den Ausfahrten

Wegen der hohen Stand- und Abriebfestigkeit von Beton sowie seiner temperaturunabhängigen Tragwirkung entschied sich der Landesbetrieb Mobilität Bad Kreuznach im Rahmen eines Bauvorhabens in Bad Sobernheim erstmals in Deutschland dafür, einen modernen Kreisverkehr in Betonbauweise auszuführen [2].

Bau und Planung

Die Elemente eines Kreisverkehrs sind [3]:

  • die zu umfahrende Kreisinsel,
  • die Kreisfahrbahn,
  • der Innenring sowie
  • die Zu- und Ausfahrten.

Je nach Platzverhältnissen und verkehrlichen Anforderungen wird einer der folgenden Arten von Kreisverkehren ausgewählt [3]:

  • Minikreisverkehre haben einen Durchmesser zwischen 13 m und 25 m. Auf eine Kreisinsel wird verzichtet, der Innenring ist lediglich durch ein Bord oder eine Markierung von der Fahrbahn getrennt. Dies ermöglicht LKW und Bussen das Passieren des Kreisverkehrs ohne großes Rangieren.
  • Kleine Kreisverkehre haben einen Durchmesser von 26 m bis 35 m. Die Mittelinsel kann in der Regel nicht überfahren werden. Stattdessen können sie eine abgesetzte, aber überfahrbare innere Spur haben, um LKW und Bussen ein Befahren und damit rangierfreies Passieren zu ermöglichen. Kleine Kreisverkehre können auch zweistreifig ausgeführt werden.
  • Zweistreifig befahrbare Kreisverkehre Kleine Kreisverkehre, die zweistreifig ausgeführt werden.
  • Große Kreisverkehre haben Durchmesser von mehr als 40 m. Sie sind oftmals zwei- bis dreistreifig befahrbar.

Der Bau eines Kreisverkehrs bedarf einer sorgfältigen Planung. Ausgehend von örtlichen Gegebenheiten und planerischen Vorgaben sind Aufbau und Querschnitt auszuwählen. Aufgrund der besonderen Beanspruchungen fordert die RStO 12 [4] für die Fahrbahn eines Kreisverkehrs die nächst höhere Belastungsklasse des Aufbaus, der nach dem höchst belasteten Fahrstreifen bemessen wurde [3].

Speziell entwickelte Gleitschalungsfertiger reduzieren die Einbauzeit für den Beton auf wenige Stunden. Bei entsprechender Vorbereitung kann so der komplette Umbau eines in Asphaltbauweise bestehenden Kreisverkehrs über ein Wochenende erfolgen [3]. Der Beton für Fahrbahndecken bei Kreisverkehrsbahnen kann auch von Hand zwischen einer Schalung mit sogenannten "Rüttelbohlen" eingebaut werden, wenn es zum Beispiel die wechselnde Verkehrsführung beim Umbau einer bestehenden Kreuzung erfordert.

Form und Abmessungen der Betonplatten für Kreisverkehrsanlagen können eine Bewehrung des Betons erfordern. Falls eine Bewehrung nötig ist, kommen Betonstahlmatten, aber auch Stahlfasern zur Anwendung. Generell werden Fahrbahndecken aus Beton mittels verdübelten Querscheinfugen segmentiert, die Anordnung von Dehnungs- und Pressfugen ergeben sich aus der Planung.

Neben der Herstellung von Kreisverkehrsflächen in Ortbeton kommen auch Stahlbetonfertigteile zum Einsatz, bevorzugt für Kreisverkehrsinseln und Innenringe bei kleineren Kreisverkehren.

Der Bauablauf ist unter Berücksichtigung der Verkehrsführung und des Maschineneinsatzes festzulegen. Auf dieser Grundlage ist ein Fugenplan zu erarbeiten, der Plattengröße und Plattenform sowie eventuelle Einbauten berücksichtigt. Der Fugenplan ist mit dem Betonierplan abzustimmen.

Im Video "Bau eines Kreisverkehrs aus Beton" werden beispielhaft Planung und Ausführung eines Kreisverkehrs in Markt Werneck vorgestellt.

Regelwerke

Da viele bestehende Regelwerke für den Betondeckenbau in erster Linie auf die Belange der Bundesautobahnen ausgelegt sind, wurden Merkblätter mit Ergänzungen für Stadt- und Landstraßen sowie für besondere Verkehrsflächen erarbeitet. Im Arbeitsausschuss 8.3 „Konstruktion“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswegebau beschäftigte sich eine Bearbeitergruppe im neuen Arbeitskreis 8.3.3 „Stadt- und Landstraßen sowie besondere Verkehrsflächen“ mit dem Thema „Kreisverkehre und plangleiche Knotenpunkte“.Ergebnis ist das im September 2013 erschienene Merkblatt für Planung, Konstruktion und Bau von Verkehrsflächen aus Beton, Teil 1 „Kreisverkehre, Busverkehrsflächen, Rastanlagen“ [1]

Weiterführende Literatur

[1]    Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V.: M VaB "Planung, Konstruktion und Bau von Verkehrsflächen aus Beton, Teil 1: Kreisverkehre, Busverkehrsflächen und Rastanlagen"FGSV-Merkblatt für Planung, Konstruktion und Bau von Verkehrsflächen aus Beton Teil 1 (M VaB)

[2]    Birmann, Dieter / Olk, Norbert: Bau eines Kreisverkehrs in Beton. beton 11-2008, S. 484

[3]    Oesterheld, Rene; Peck, Martin; Villaret, Stephan: Straßenbau heute – Betondecken

[4]    Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V.: Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen (RStO 12), Ausgabe 2012

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