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Erweiterungsbau des BG/BRG-Gymnasiums in Kufstein

Wiesflecker Architekten, Innsbruck

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Kultur und Bildungsstätten

Architektur

Wiesflecker Architekten, Innsbruck

Bauherr

BIG Bundesimmobiliengesellschaft Wien mit Planen und Bauen Salzburg, Tirol, Vorarlberg in Innsbruck

Projektbeteiligte

ZSZ Ingenieure, Innsbruck (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Peis,
Innsbruck (Haustechnikplanung); Elektrotechnik Eidelpes, Innsbruck
(Elektroplanung); BIG Art, Karl-Heinz Klopf, Wien (Kunst am Bau)

Jahr

2013

Ort

Kufstein, Österreich, Maderspergerstraße 3

Beschreibung

Es sind oft die einfachen, kleinen Dinge, die am Anfang von etwas sehr viel Größerem stehen. Im österreichischen Kufstein war es ein zerknülltes Blatt Papier, das Pate stand für eine expressiv gestaltete Fassade am Erweiterungsbau des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums (BG/BRG) im Zentrum der kleinen Stadt am Inn. Letzteres war nach mehr als 100 Jahren Nutzung nicht nur zu klein geworden, sondern entsprach auch nicht mehr den Standards eines modernen Schulbetriebs. Um diesen Zustand zu ändern, wurde ein Wettbewerb ausgelobt, der die Generalsanierung des denkmalgeschützten Altbaus sowie die Erweiterung durch einen Neubau zur Aufgabe hatte und den das Architekturbüro Johannes Wiesflecker aus Innsbruck für sich entscheiden konnte.

Die Planer behielten die Charakteristik des U-förmig um einen Innenhof angelegten Bestandsgebäudes bei, organisierten die Raumstruktur jedoch vollkommen neu. Ungefähr die Hälfte der Klassenzimmer befinden sich nun in den gut belichteten unteren drei Geschossen, im Dachgeschoss hat die Verwaltung ihre Büros, im Untergeschoss sind die Nebenräume untergebracht. Gleichzeitig wurden Teile der Haustechnik und sämtliche Elektroinstallationen erneuert, Fenster neu beschichtet und Böden ausgetauscht sowie der Gesamtbau brandschutztechnisch ertüchtigt.

Im neuen, fünfgeschossigen Erweiterungsbau sind die restlichen Unterrichtszimmer angeordnet, außerdem EDV-Räume, eine Bibliothek, ein Mehrzwecksaal und eine Turnhalle im Untergeschoss. Alt- und Neubau sind mit einem eingeschossigen Glastrakt verbunden, der auch als Eingang der Schule fungiert. Eine offene Treppenanlage erschließt die neue Turnhalle im Untergeschoss. Die Raumsequenz aus Eingangsfoyer, Veranstaltungssaal, Turnhalle und Treppenanlage ist das neue Herz der Schule. Es bietet viel Platz für unterschiedlichste, auch über den normalen Schulbetrieb hinausgehende Aktivitäten.

Von außen zeigt sich der Neubau mit geschosshohen Glaselementen in einer weißen Betonfassade. Der im Grundriss konisch nach Norden sich verbreiternde Solitär steht gleichberechtigt neben dem denkmalgeschützten Altbau. Weder passt er sich an diesen an, noch rückt er zu sehr in den Vordergrund. Sein herausstechendes Merkmal ist die grob knitterige Betonwand der Südfassade nach einem Entwurf des Wieners Künstler Karl-Heinz Klopf. Ihm diente ein zerknülltes Blatt Papier im Format DIN A4 als Vorlage, das er einschließlich sämtlicher Knicke auf die Dimension des Baukörpers übertrug. Die Faltungen zeichnen sich auf beiden Wandseiten (außen und innen) ab und sollen den Dialog zwischen Innen- und Außenraum herstellen. Ihre unebene Struktur ist der umgebenden Berglandschaft nicht unähnlich. Bei entsprechenden Lichtverhältnissen überdecken sich die Schulwand mit der hinter ihr liegenden Felswand des nahen Burgberges und bilden eine Einheit.

Beton

Der fünfgeschossige Neubau ist komplett aus Ortbeton errichtet. Die tragenden Wände sind ebenso wie die Dämmung 20 cm dick, die Geschossdecken 25 cm. Neben seiner tragenden Funktion ist der Beton ein wesentliches Gestaltungselement im Inneren des Gebäudes. An den Innenwänden und Treppenläufen und -stufen zeigt er sich als heller Sichtbeton mit glatter Oberfläche und gleichmäßiger Schalstruktur.

Die grob knitterige Betonwand ist dem Schulgebäude ab dem ersten Obergeschoss vorgelagert. Hinter ihr verbirgt sich in einem Abstand von 1,50 m die eigentliche, vollständig verglaste Fassade. Über den nach oben und unten offenen Luftraum zwischen den beiden Schalen fällt nicht nur Licht in die Klassenzimmer, sie machen auch die Betonfaltungen vom Innenraum aus erlebbar. Je nach Wetterlage und Jahreszeit erscheinen sie mal wie eine Schneelandschaft, mal wähnt man sich in einer Gebirgsschlucht.

Mit Abmessungen von 12,00 x 15,50 m entspricht die Betonwand dem 55-fachen des zerknitterten DIN A4 Blattes, das als Vorlage diente. Um es mit allen Ritzen und Falten auf den Beton übertragen zu können, wurde es zunächst mittels moderner Scantechnik vermessen. Die gesammelten Daten wurden anschließend auf Styroporblöcke übertragen, diese in handhabbare Felder eingeteilt, zurechtgeschnitten und auf handelsübliche Schaltafeln befestigt. Vor dem Aufstellen der zweiten Schalfläche wurde der Zwischenraum entsprechend der Lastenberechnung erst mit Stahleinlagen bewehrt und dann mit Beton ausgegossen. Nach der notwendigen Aushärtungszeit wurden die Schaltafeln entfernt, der Styropor abgeschlagen und einige Stellen und Kanten nachgeschliffen.

Insgesamt war die Umsetzung der zerknitterten Wand im Vergleich zu herkömmlichen Betonarbeiten mit einem hohen Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden; gleichzeitig war es aber auch ein spannendes Experimentierfeld für alle Beteiligten. Ohne die Übertragungsarbeiten der Scandaten auf das Styropor hinzuzurechnen, beanspruchte das Betonieren insgesamt drei Wochen, das Ausschalen vier. Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Die Wand sieht nicht nur perfekt aus, sie verleiht dem Schulgebäude auch ein unverwechselbares Erscheinungsbild.

Ermöglicht wurde das Projekt durch den Bauherren, die Bundesimmobiliengesellschaft Wien, die jährlich drei bis vier Kunst-am-Bau-Projekte an ausgewählten Schulen, Universitäten und anderen Bauten finanziert. Eigens dazu schreibt sie Wettbewerbe aus, an denen sowohl die Nutzer als auch die Architekten ein Mitspracherecht haben, um ihre Ansprüche mit denen des Künstlers in Einklang zu bringen.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Kurt Härting, Kufstein für BIG Bundesimmobiliengesellschaft, Wien

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