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Fußgängerbrücke in Vrapice

Ondřej Císler / Aoc architects, Prag, und Petr Tej / Klokner-Institut der Tschechischen Technischen Universität (CTU), Prag

Architektur

Ondřej Císler / Aoc architects, Prag, und Petr Tej / Klokner-Institut der Tschechischen Technischen Universität (CTU), Prag

Bauherr

Stadt Kladno

Projektbeteiligte

Klokner-Institut der Tschechischen Technischen Universität (CTU), Prag (Tragwerksplanung), Jiří Kolísko (Schalungstechnik); KŠ Prefa, Kryry (Herstellung UHPC-Fertigteile); Jan Hendrych (Bildhauer/Skulptur)

Jahr

2019

Ort

Vrapice

Beschreibung

Die Grenze zwischen den Reichen der Lebenden und der Toten bilden in zahlreichen Mythologien Flüsse. Im Dorf Vrapice in Mittelböhmen ist es analog dazu der Bach Dřetovice, der überwunden werden muss, um von der Wohnsiedlung zum Friedhof zu gelangen. Seit kurzem führt über das Gewässer eine filigrane Fußgängerbrücke, die Ondřej Císler von Aoc Architects zusammen mit Petr Tej vom Klokner-Institut der Tschechischen Technischen Universität schuf.

Vrapnice sitzt am östlichen Rand des Stadtgebiets von Kladno, einer von Industrie geprägten Kommune in der Nähe von Prag. Die Landschaft gleicht einem Flickenteppich: Wildnis und Weiler grenzen an Klärwerke und Einfamilienhäuser, Abbaustätten und Raffinerien.

Mystisches Portal
Die Fußgängerbrücke liegt etwas abseits von Straßen und anderen Spuren der Zivilisation zwischen Feldern und Bäumen. Sie spannt in einem sanften Bogen über den naturbelassenen Bach, der regelmäßig über die Ufer tritt und die angrenzenden Wiesen überschwemmt. Durch ihre Trogform erscheint sie – seitlich betrachtet – nicht wie ein Verkehrsbauwerk, sondern eher wie ein skulpturales Objekt.

Diese Wirkung unterstreicht neben der ungewöhnlichen schwarzen Farbe auch eine Statue, die neben der Brücke errichtet wurde und mit ihr in Beziehung steht. „Der Wächter“ stammt vom Bildhauer Jan Hendrych und soll Johannes Nepomuk darstellen, einen böhmischen Märtyrer, der als Brückenheiliger gilt. Das Zusammenspiel der beiden künstlerischen Werke schafft eine mystische Atmosphäre, eine Art Portal, das den Übergang zwischen Zivilisation und Totengarten inszeniert. 

Beton

Faserbewehrter Hochleistungsbaustoff
Für das filigrane Brückenbauwerk wurde ein frostbeständiger Ultrahochleistungsbeton (UHPC) gewählt. Die Druckfestigkeit des verwendeten Baustoffs liegt bei C110/130, als Bewehrung setzte man Stahlfasern ein. Der Beton wurde mittels eines entsprechenden Pigments in der Masse schwarz durchgefärbt. Das Planungsteam ließ das Bauteil komplett vorfertigen und vor Ort auf die beiden versenkten Widerlager setzen.  

Hauchdünn und zweifach gekrümmt
Das 10 m lange Bauteil ist im Grundriss leicht gebogen ausgeführt, im Längsschnitt ist die Lauffläche segmentartig mit einer Höhe von circa 40 cm gestaltet. Im Querschnitt zeigt die 1,50 m breite Brücke eine u-Form. Die Gehwegplatte ist an den Widerlagern 6 cm und in der Mitte 3 cm stark. Sie bildet statisch mit den jeweils 3 cm dicken Geländerbereichen eine Einheit; die Übergänge sind gevoutet. Durch die zweifach gekrümmte Geometrie wird die Brücke stabilisiert. Die statischen Berechnungen sowie die entwickelte Herstellungsmethode ließ man vorab anhand eines Prototyps überprüfen, der auch Belastungsversuchen ausgesetzt wurde.

Für das Bauwerk wurden circa 1,4 m³ Beton benötigt, das Gewicht beträgt in etwa 3,5 Tonnen. Die Oberflächen wurden abgesäuert und einige Details händisch geschliffen. Eine Besonderheit der Brücke ist, dass die präzise angeordneten Ankerlöcher offen belassen wurden. Dadurch wird die geringe Stärke des Bauteils zusätzlich betont. Nebenbei geben sie einen Hinweis auf das verwendete Material - Beton würde einem beim Anblick der filigranen Konstruktion ansonsten nicht unbedingt zuerst in den Sinn kommen. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: BoysPlayNice, www.boysplaynice.com (Fotografien); Aoc architects, Prag (Pläne)

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