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Sportzentrum Schulcampus Überlingen

wulf architekten gmbh

Architektur

wulf architekten gmbh

Bauherr

Große Kreisstadt Überlingen

Projektbeteiligte

Bauleitung: Architektur Holzer
Fachplaner
Projektsteuerung: Hitzler Ingenieure, München
Tragwerksplanung: wh-p GmbH, Stuttgart
Landschaftsplanung: Planstatt Senner, Überlingen
Bauphysik: Wolfgang Sorge Ingenieurbüro GmbH & Co. KG, Nürnberg
HLS- und ELT-Planung: Klett Ingenieur GmbH, Fellbach
Leitsystem: wulf architekten gmbh, Stuttgart | Julian Henschel DoneByGhosts, Stuttgart
Prüfstatik: Prof. Dr.-Ing. Heiko Denk, Konstanz
Prüfstatik Holzbau: Rouven Erhardt Prüfingenieur für Bautechnik, Pforzheim
Baugrundgutachten: Dr.-Ing. Georg Ulrich Geotechnik GmbH, Leutkirch
Gewerke
Brandschutz: HHP West GmbH, Hannover
Rohbauarbeiten: Wolfer und Goebel Bau GmbH, Stuttgart
Fassadenarbeiten (vorgehängte hinterlüftete Fassade): S + T Fassaden, Owingen

Jahr

2020

Ort

88662 Überlingen, Rauensteinstraße 2

Besonderheiten

Um fünf Sporthallen unterschiedlicher Größe in einem klar umrissenen Baukörper unterzubringen und den Footprint zu minimieren, wurden die Nutzungen gestapelt.

Preise

Anerkennung Architekturpreis Beton 2023

Beschreibung

Anerkennung Architekturpreis Beton 2023

Jurybegründung

Dieses Gebäude gefällt der Jury und zeigt eindrucksvoll, wie auf einfache kluge Art und Weise Nutzungen gestapelt werden und dabei gleichzeitig ein ikonographisches Gebäude entsteht. Die V-förmigen Stahlbetonstützen zeigen, wie intelligent der Baustoff verwendet werden kann und gleichzeitig eine hervorragende Tragstruktur entsteht. Zugleich gibt die Architektur Orientierung und Halt zwischen kleinteiligen Wohnbauten in der Nachbarschaft. Die nachhaltige Planung und klare Gestalt, dazu ein kluger Materialmix, der Holz, Metall und Beton zu einem Bauwerk verbindet und bei minimierter Grundfläche ein Maximum an Nutzung bietet, verdient eine Anerkennung beim Architekturpreis Beton 2023.

Eins draufgesetzt
Sportzentrum Schulcampus Überlingen

Zugegeben: Verdichtung genießt nicht mehr unbedingt den besten Ruf, besonders in Großstädten, die seit geraumer Zeit über ihre letzten Restflächen verhandeln und oft den Widerstreit sich überlagernder Interessen und Nutzungen aushalten müssen. Hier aber ist alles anders. Das Sportzentrum des Schulcampus‘ Überlingen zeigt eindrucksvoll, wie sich Nutzungen klug stapeln lassen und dabei zugleich ein ikonisches Gebäude entsteht. Insgesamt fünf Sporthallen auf einer Bruttogrundfläche von gerade 5.600 Quadratmetern unterzubringen, klingt nach einem Zaubertrick à la Houdini. Tatsächlich verschwindet eine ganze Halle unter der Erde und schultert die nächsten beiden. Basis bildet eine versenkte Dreifeldsporthalle mit Tribüne für 400 Personen samt Technikbereichen und Sanitäranlagen. Darüber liegen zwei Ballsport- und Geräteturnhallen. Die klare Gliederung lässt sich bereits an der Fassade ablesen.

Offenheit und Helligkeit zeichnen das Haus aus. Sein verglastes Erdgeschoss mit dem Tragwerk aus v-förmigen Betonstützen wirkt wie eine Willkommensgeste und wurde daher auch als deutlich sichtbare Fuge angelegt. Hier hebt sich das Gewand aus weißem Streckmetall, sodass das Sportzentrum zu schweben scheint. Der Blick geht auf die versenkte Turnhalle und wieder nach oben, über ein halbtransparentes Oberlichtband hinauf zum gezackten Hallendach aus beidseitig beplankten Fachwerkträgern. Diese charakteristische Dachlandschaft wiederum schlägt eine Brücke zu den kleinteiligen Wohnbauten der Nachbarschaft – und zeigt zugleich, dass Architektur in einem Quartier Orientierung und Halt geben kann. Statt beliebig Sportanlagen aneinanderzureihen, gibt das markante Haus dem Sportcampus eine Mitte und öffnet sich zugleich zu seiner Umgebung. Verdichtung war nie gestalterischer Selbstzweck des Stuttgarter Architekturbüros wulf architekten, sondern folgte dem übergeordneten Ziel, den ökologischen Fußabdruck der Anlage zu minimieren. Auch energetisch macht das Projekt eine gute Figur. Der Primärenergiebedarf liegt bei 88 kWh/(m²a) pro Jahr. Geothermie deckt die Grundlast durch insgesamt 27 Bohrungen ab, die Lüftungsanlage arbeitet mit Wärmerückgewinnung.

Das von Norden, Osten wie Westen erschlossene Sportzentrum führt Schülerinnen und Schüler ebenso wie Wettkämpfer- und Freizeitsportlerinnen über das großzügig verglaste Erdgeschoss und ein zentrales Treppenhaus zu ihren Kabinen und Turnhallen in den jeweiligen Geschossen. Auf diesen Stufen treffen sich alle, die Sport treiben wollen: Das Haupttreppenhaus besteht aus zwei gegenläufigen Treppen, die ein Podest verbindet. Darüber liegen Oberlichter, die viel Tageslicht ins Untergeschoss leiten, wie überhaupt das Haus von seiner natürlichen Belichtung lebt. Der raue Beton wird greifbar und lädt dazu ein, mit der Hand über die Oberfläche zu streichen. Zusammen mit dem weißen Metall entwickelt der Ort eine ganz eigene Atmosphäre. Der präzise Umgang mit Oberflächen ist Programm – und der „veredelte Rohbau das vorherrschende Gestaltungsthema“, erklären die Architekten, die sich auf den Kontrast zwischen rauem Beton, präzisem Stahl und warmen Holzhandläufen konzentrierten. In den öffentlichen Bereichen ist der Beton zum Großteil roh belassen, „in Teilbereichen aus Schutz vor Vandalismus hydrophobiert." Für das Material Beton sprachen zudem konstruktive Gründe: Überlingen liegt in einer Erdbebenzone mit erhöhten Anforderungen an Bauwerke – und das Haus birgt eine Versammlungsstätte für 400 Personen. Vorgespannte Träger wurden vor Ort geschalt und spannen über 33 Meter, während die Schmetterlingstreppe im Inneren aus Ortbeton besteht und freitragend über alle Geschosse läuft. Dabei wurde Beton nicht dogmatisch verwendet. Gerade der gelungene Mix verschiedener Materialien und Konstruktionen zeigt, dass wulf architekten immer das Ganze im Blick hatten. So lagert die Dachkonstruktion – ein Holz-Fachwerk-Faltwerk – auf den Beton-Dreiecken der Außenwände, während die v-förmig ausgearbeiteten Stahlbetonstützen zeigen, wie der Baustoff eine hervorragende Tragstruktur schafft.

Das Haus hat eine eigene Geschichte. Den Anstoß zum Sportzentrum aus Dreifeld-Sport-, Geräteturn- und Ballsporthalle ergab ein übergreifender Masterplan für das Gelände von Gymnasium und Realschule, das sich abends für Sportvereine und die Stadtbevölkerung öffnet. Zugleich wurde mit dem ikonischen Gebäude ein Grundstein gelegt für den nächsten Bauabschnitt, bei dem der Abriss der Sporthalle des Gymnasiums, der Neubau des Gymnasiums sowie die Sanierung aller anderen Schulräume anstehen.

Überlingen sollte Schule machen: In Zukunft braucht es mehr integrative Gestaltung und mehr Planung im Vorfeld, um Flächen besser zu nutzen und nicht gedankenlos zu versiegeln oder der Nutzung künftiger Generationen zu entziehen. Räume für verschiedene Nutzungen und intelligente Verdichtung hingegen sind gefragt wie nie. Im Sportzentrum Überlingen kommt so einiges zusammen: nachhaltige Planung und klare Gestalt, dazu ein kluger Materialmix, der die Stärken von Holz, Metall und Beton zu einem Bauwerk verbindet, das bei minimierter Grundfläche ein Maximum an Nutzung bietet. Da ist zukunftsweisende Verdichtung am Bodensee.

Quelle

Autor: Oliver Herwig, Fotos: © Brigida González, Stuttgart

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