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Heller Stadtbaustein aus Beton

LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart

Architektur

LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart

Bauherr

Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Stuttgart

Projektbeteiligte

Fachplaner:
Tragwerksplanung: Leonhardt Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG, Stuttgart
Haustechnik: ZWP Ingenieur-AG, Stuttgart
Elektrotechnik: Inros Lackner SE, Rostock
Landschaftsarchitektur: Helmut Hornstein, Überlingen

Jahr

2020

Ort

Stuttgart

Konstruktionsmerkmale

Lebendige Oberflächen durch sägeraue Schalung

Besonderheiten

Besonders helle Farbgebung durch Pigmentierung des Betons

Preise

Architekturpreis Beton 2020
Hugo-Häring-Auszeichnung 2020, BDA Stuttgart/Mittlerer Neckar
Shortlist DAM Preis 2022

Beschreibung

Die Lage ist eine Herausforderung und alles andere als idyllisch: Die Erweiterung der Württembergischen Landesbibliothek, der größten wissenschaftlichen Bücherei im Südwesten Deutschlands, sitzt ganz vorne an der Stuttgarter Konrad-Adenauer-Straße oder auch B14, die ihrem Namen alle Ehre macht. Bis zu 13 Spuren hat sie tatsächlich und hier am Rand der Innenstadt am aufsteigenden Talkessel immerhin noch 8. Die Entscheidung, den kompakten Bau ohne „Sicherheitsabstand“ an die Straßenecke zu stellen, war dennoch goldrichtig, denn so klärt sich die städtebauliche Situation und es wird eine wichtige Raumkante geschaffen. Außerdem nimmt diese Geste eine dringend notwendige Neuordnung der Verkehrsströme vorweg, denn – so zumindest der Wunsch einer engagierten Bürgerinitiative und das Ergebnis eines von ihr angestoßenen Wettbewerbs – die Fahrbahnen sollen auf vier Spuren halbiert werden. Wann das allerdings geschieht, ist noch offen.

Der helle Ergänzungsbau von LRO, die mit ihrem Vorschlag 2011 einen Wettbewerb (VOF-Verfahren) gewonnen hatten, erfreut sich bei den Besucherinnen und Besuchern, etwa die Hälfte davon Studierende, bereits jetzt größter Beliebheit. Zugang erhalten sie entweder auf Straßenebene, wo außerdem im Erdgeschoss ein Café betrieben wird, oder sie gelangen über eine einladend breite Treppe eine Ebene höher zum seitlich gelegenen Haupteingang. Der selbst ist recht bescheiden, wird aber durch einen schwungvoll geformten Turm betont, ein typtisches Element bei LRO und in diesem Fall die Lüftung für die Technikzentrale.

Das harmonisch proportionierte Haus zeigt eine gleichsam ruhige und doch abwechslungsreiche Fassade. Die unteren Etagen an der Konrad-Adenauer-Straße haben raumhohe Fenster, es folgen an drei Seiten eine Reihe Bullaugenfenster und in den darüber gelegenen Stockwerken in alle vier Richtungen im 45-Grad-Winkel nach außen gedrehte vollverglaste Öffnungen. Über dem letzten Geschoss mit schießschartigen Fenstern wiederholt sich im Sheddach das markante Zackenmotiv.

Wenn man durch das etwas geduckte Foyer weiter in die Lesesäle gelangt, begegnen einem die Sägezahnfenster als Lese- und Arbeitsnischen mit weißen Einbautischen und Panoramablick weit über das Stadtzentrum hinaus wieder. In diesen Lesesälen sind die Regale um zwei Lichthöfe (einer davon mit beinahe feierlicher Treppenanlage) gruppiert. Die Offenheit zu den anderen Etagen lässt die Räume sehr großzügig wirken. Auf der obersten Ebene kehrt sich das Prinzip um: Hier gelangt viel, aber kein blendendes Licht durch die nach Norden verglasten Sheddächer, die Regale bilden einen äußeren Kranz.

Beton

Die Materialwahl lässt sich nicht ohne die Baugeschichte des Orts erklären. Schon im dezent brutalistischen Bibliotheksbau von Horst Linde (1970), der wiederum den kriegszerstörten Neo-Renaissance-Bau von 1886 ersetzte und nun durch eine Brücke im ersten Stock mit dem Neubau verbunden ist, tauchen Kupferverkleidungen, vor allem aber Beton als dominierendes Material auf. LRO, sonst eher für charaktervolle Ziegelbauten bekannt, übernahmen beides, den Beton schon aus konstruktiven Gründen, da durch die Bibliotheksnutzung besonders hohe Lasten entstehen. Sie entschieden sich für eine Sichtbetonschale, die vor Ort gegossen und mit einer Kerndämmung versehen vor die tragende Betonstruktur gesetzt wurde. Der helle Farbton stammt von einer Pigmentierung mit Titanoxid. Großen Wert legten die Architekten auf die Schalung aus sägerauen Brettern, um dem Ganzen eine handwerkliche Anmutung und lebendige Haptik zu verleihen. „Das Tolle an Ortbeton ist ja, dass es sich zunächst eigentlich um einen Holzbau handelt, von dem dann ein Abguss gemacht wird“, erzählt Arno Lederer beinahe schwärmerisch. Innen wurde auf die (teure) Pigmentierung verzichtet, nicht aber auf die sorgsame Verarbeitung, auch hier mit sichtbaren Schalungsspuren. Der Beton ist grauer; das kontrastiert aber schön mit den weißen glatten Oberfächen der Verkleidungen und Möbel sowie mit dem heiter-grünen Teppichboden. LRO streben eine lange Lebenszeit ihrer Gebäude an. Der Projektleiter David Fornol führt aus: „In den dicken Decken ließ sich problemlos eine Betonkernaktivierung einlegen, die mit regenerativ erzeugter Energie über Geothermie und Abwasserwärmetauscher das Gebäude sehr umweltfreundlich beheizt und kühlt.“ Nachhaltigkeit, das bedeutet für Arno Lederer nicht in erster Linie Technik sondern ein Haus, das 200 bis 300 Jahre überdauert. Etwas, was der robuste, pflegeleichte Beton, hochwertig verarbeitet, befördert.

Quelle

Christina Gräwe für EINSATEAM

Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart; Pläne: Architekten

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