04.08.2023

Podium „Betonwerkstein“

Auf den Ulmer BetonTagen 2023

Podium „Betonwerkstein“ der Info- auf den Ulmer BetonTagen 2023 – Zeitenwende auch beim Betonwerkstein

Es ist seit Jahren ein fester Bestandsteil der Ulmer BetonTage: Das Podium „Betonwerkstein“ der Informationsgemeinschaft Betonwerkstein e.V. – kurz Info-b. Einmal mehr wurden hier die unterschiedlichsten Facetten des Betonwerksteins angesprochen: von moderner, klimaeffizienter Betontechnologie bis hin zu aktueller Premium-Architektur aus Beton – und dies ganz international mit Referenten aus Luxemburg, Litauen und Deutschland.

„Zeitenwende im Betonbau“ – unter diesem Motto fanden im Juni die diesjährigen Ulmer BetonTage statt. Exakt diese Thematik spiegelte sich auch beim Podium „Betonwerkstein“ wider, zu dem Martin Möllmann, Vorstandsmitglied der Info-b, zahlreiche Besucher im komplett besetzten „Salon Nürnberg“ des Congress Centrum Ulm begrüßen konnte. Gleich am Beginn der Veranstaltung stand das auf den diesjährigen BetonTagen allgegenwärtige Thema der Nachhaltigkeit, wobei gezeigt werden sollte, dass man „mit modernem Betonwerkstein sehr wohl nachhaltig und sinnvoll bauen und gestalten kann“ – so Martin Möllmann.

Betonwerkstein: Ein Material mit hohem Nachhaltigkeits-Potential

Eröffnet wurde der spannende Vortragsreigen daher folgerichtig von Stefan Heeß, dem Geschäftsführer der Info-b und seinen Ausführungen zu „Nachhaltiger und CO2-reduzierter Betonwerkstein“. Er orientierte sich hierbei an der aktuellen und erfolgreichen Info-b-Broschüre zum Thema Nachhaltigkeit mit dem Titel: „Betonwerkstein: Dekarbonisierung. Ressourcenschonung. Langlebigkeit“. Ziel ist es, Potentiale zur Schonung der Umwelt und des Klimas bei Konstruktion, Herstellung und Verarbeitung des Werkstoffs Betonwerkstein aufzuzeigen. Und dies nicht nur theoretisch, sondern auch anhand von besonders nachhaltigen Bauwerken mit Betonwerkstein. Nachhaltiger Betonwerkstein zeichnet sich – so Stefan Heeß – vor allem durch Eigenschaften wie natürliche und wiederverwertbare Ausgangsstoffe, regionale und ressourcenschonende Produktion, Wärmespeicherfähigkeit, Aufnahme von CO2 sowie einem geringen Unterhaltungs- und Wartungsaufwand aus. International wurde es beim zweiten Vortrag, als Vytautas Jakubauskas von der in der litauischen Hauptstadt Vilnius angesiedelten Firma Hibeton über „Ultra-thin colored facade elements made of UHPC“ sprach. Im Fokus stand dabei das Sportzentrum der Vytautas-Magnus-Universität in Kaunas, das größte seiner Art in Litauen. Bei der Fassade des Tribünengebäudes kamen faserbewehrte UHPC-Platten mit unterschiedlichen Abmessungen zum Einsatz. Als Basis für den UHPC diente Dyckerhoff NANODUR Compound 5941 weiss. Die UHPC-Platten wurden verwendet, „weil insbesondere ihre mechanischen Eigenschaften und ihre Dauerhaftigkeit besser sind als bei vergleichbaren Elementen aus glas­faserverstärktem Beton (GFK)", so der Referent. Da mit UHPC sehr geringe Bauteilquerschnitte möglich sind, ist auch der CO2-Fußabdruck bei UHPC-Fassaden deutlich geringer als mit Normalbeton. Das geringere Plattengewicht reduziert in der Regel ebenfalls den CO2-Ausstoß für Transport und Kranleistungen.

War bei dem litauischen Projekt schon viel von Farbgebung die Rede, so stand diese bei Dr.-Ing. Tobias Schack von Institut für Baustoffe an der Leibniz Universität Hannover ganz im Mittelpunkt seines Referats. Die Präferenz steht dabei weiter auf glatten Sichtbetonflächen mit gleichmäßig heller Farbtönung. Unter der Überschrift „Sichtbeton-Verfärbungen sicher beherrschen - Wechselwirkungen aus Betontechnologie und Verdichtung“ blickte der Referent daher auf die in der Praxis immer wieder auftretenden Farbtonabweichungen infolge schwankender Eigenschaften der Ausgangstoffe sowie variabler w/z-Werte oder Hydratationsdauern. Er erläuterte dabei unter anderem ein im Rahmen verschiedener Projekte entwickeltes Modell, mittels dessen der Einfluss der Farbeigenschaften der Ausgangsstoffe auf die Farbgebung des Sichtbetons im Labor quantifiziert werden kann. Außerdem stellte er ein Forschungsvorhaben vor, das zeigen soll, wie die Oberflächeneigenschaften des Betons auch durch die Wechselwirkungen der Intensität und den Zeitpunkt der Betonverdichtung mit der Schalungssteifigkeit beeinflussen. Erste Ergebnisse weisen dabei auf eine Abhängigkeit von Dunkelverfärbungen von der Rüttelintensität, der Schalungssteifigkeit und dem Erstarrungszeitpunkt des Betons bei mehrlagigen Bauteilen hin.

Wine meets Architecture

Und wer bei den letzten Vorträgen mit dem Titel „Die Weinprobe – Entstehung eines Ortes für Wein Architektur“ die Verkostung eines edlen Tropfens erwartete, der wurde diesbezüglich zwar enttäuscht, nicht jedoch hinsichtlich der Präsentation eines erlesenen architektonischen „Spitzengewächses“.  Denn mit dem von der Architektin Jil Bentz, Inhaberin des studio jil bentz aus Remich, gemeinsam mit Betonsteinmeister Jörg Bayer von der J. Bayer Betonsteinwerk GmbH aus Blaubeuren vorgestellten Erweiterungsbau der luxemburgischen Weinkellerei Domaine Claude Bentz wurde den Zuhörern ein Gebäude in all seinen Details präsentiert, welches aktuellste Betonarchitektur auf höchstem Niveau verkörpert. Wie Jil Bentz ausführte, bildet der neue Baukörper eine räumliche, 72 Meter lange Klammer zwischen dem Haupteingang der Domaine und seinem dahinterliegenden, großzügigen Landschaftsgarten, und tritt mit dem Bestand durch seine Materialität, seine Form und seine Höhengliederung in einen spannenden Dialog. Um trotz der beachtlichen Länge die räumliche Erfahrung des Gebäudes nicht linear, sondern dynamisch zu gestalten, griff die Architektin auf die Idee der Enfilade zurück – eine Typologie, die im Barock ihren Höhepunkt erlebt hat. Entstanden ist so eine räumliche Sequenz, bestehend aus vier um 45° gedrehten Quadraten, die jeweils unterschiedliche Funktionen beherbergen. Somit verzichtet der Entwurf trotz der Länge auf Korridore und steht in ständiger Verbindung mit dem Außenraum. Prägend in allen Bereichen des Erweiterungsbaus ist das Material Beton. Wände, Säulen, Theken und nicht zuletzt der Boden sorgen in ihrer konsequenten Beton Materialität für ein authentisches Erscheinungsbild. Zugleich soll die Materialität eine Verbindung zum Wein und dessen Herkunft schaffen; beiden Produkten gemeinsam ist ihre „Mineralität“ – so die Architektin. Besonders gut kommt diese bei dem fugenlosen Terrazzoboden zum Ausdruck, der mit seinen Zuschlägen aus Moselsand und Moselkiesel den Eindruck vermittelt, „mitten in der Mosel zu stehen“.

Dass eine Beton-Architektur auf diesem Niveau auch höchste Präzision und meisterliches Können bei der Produktion der Betonbauteile verlangt, die zeigte Jörg Bayer mit seinen abschließenden und den Vortrag der Architektin perfekt ergänzenden Ausführungen zur „Herstellung der Betonwerksteinböden, -platten und -fertigteile“. Vor allem die Anforderungen an den geschliffenen Betonboden waren enorm und reichten von „hochbelastbar“ und „nachhaltig“ über den Einsatz „regionaler Zuschläge“ und „großer Einzel-Felder“ bis hin zur „Mehrfarbigkeit“ sowie der Eignung für „Fußbodenheizung“. Die Wandplatten sollten die gleiche Betonzusammensetzung wie der Boden aufweisen und die verschiedenen großformatigen Platten nur eine geringe Plattenstärke von 2 cm. Hohe Ansprüche wurden auch an die Sonderelemente im Eingangsbereich gestellt, sowohl was die Treppenelemente und die Winkelstufen mit einer Länge bis 6,80 m betrifft, als auch das 12 Tonnen schwere, an einem Stück gefertigte und in seiner Oberfläche geschliffene Brunnenbecken. Mit eindrucksvollen Bildern von der Herstellung über die Montage bis zum fertigen Objekt untermauerte Jörg Bayer die „meisterliche“ Leistung des Betonwerks, die zu dem jetzt von allen bewunderten Ergebnis geführt hat.

Quelle: Info-b

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