17.04.2025
Rathaus-Neubau in Freiburg
Mit CO2-reduziertem Weißzement
Ein Blick auf die Baustelle im Stühlinger. Der zweite Bauabschnitt des neuen Freiburger Rathauses übernimmt die optisch reizvolle ovale Form des bereits bestehenden Rathauses. Foto: P&S-Beton/Cathy Frick
Rathaus Freiburg – Nachhaltigkeit ist Programm beim Bau des neuen Familienrathauses im Stühlinger – Perfekte Sichtbetonflächen mit neuem, CO2-reduziertem Weißzement

Zusammen mit einer modernen Anlagentechnik bei P&S-Beton gelang es, den auf der Baustelle verarbeiteten Beton nicht nur bezüglich seiner Fließfähigkeit, sondern auch der benötigten Verarbeitungszeit perfekt an die vorhandene Baustellenlogistik (2 Kräne mit weitem Schwenkbereich) anzupassen. Foto: P&S-Beton/Cathy Frick

Dieses Team sorgte für eine die enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Bauunternehmen und sicherte damit den Erfolg des Projekts. Von links: Conrad Riede (Schleith GmbH), Andreas Engel (P&S-Beton), Armin Knebel (Sika), Christian Bechtoldt (Dyckerhoff), Andreas Schlemmer (Karl Strohmaier GmbH) und Andrea Kreuzburg (WDI). Foto: P&S-Beton/Cathy Frick
„Der Stühlinger“ - so heißt ein bekannter Stadtteil von Freiburg. Bereits im Jahre 2017 wurde hier das neue, von ingenhoven architects entworfene Rathaus der Breisgau-Metropole eröffnet. Jetzt wird es um einen zweiten und dritten Bauabschnitt ergänzt. Der Baubeginn für den zweiten Bauabschnitt war im Juni 2024, die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Bei der Betonage von weißen Wänden und Stützen in Sichtbetonqualität kam erstmals ein CO2-reduzierter Weißzement zum Einsatz - ein weiterer Beitrag zur geforderten Nachhaltigkeit des Gebäudes.
Gezielte Optimierung der Betonrezeptur
Die Anforderungen an den Sichtbeton auf Basis von Dyckerhoff Weiss BLUE STAR waren dabei klar definiert: Konsistenz: F4; Betonrezepturen: 4 (Festigkeitsklassen C30/37 für die Wände der Treppenhäuser und C50/60 für die Stützen jeweils in Größtkorn 8 mm und 16 mm); Gesteinskörnung: Rheinsand 0-2 / Rheinkies 2-8 und 8-16). Dazu kommen Betonzusatzmittel, die bei den durchgeführten Betonversuchen eine zentrale Rolle spielten und insbesondere die jeweils erforderliche Fließfähigkeit des Betons sicherstellen. Sie müssen exakt zum Zement und den Gesteinskörnungen passen. Mit der Sika Deutschland CH AG & Co KG wurde dazu ein weiterer und auf dem Gebiet der Betonzusatzmittel höchst kompetenter Marktpartner in die Planung einbezogen. Durch ein Screening zur Kompatibilität von Fließmittelpolymeren auf den Zement Dyckerhoff Weiss BLUE STAR hat Sika für vier vorgesehene Betonrezepturen bei Betontemperaturen von 10°C, 20°C und 30°C entsprechende Lösungen formuliert. Das Ergebnis war ein 2K-System (Fließmittel/Konsistenzhalter) bzw. ein 3K-System (Fließmittel/Konsistenzhalter/Verzögerer).
Keine Standardlösungen möglich
Das ovale Gebäude, in dem auf einer Nutzfläche von rund 21.000 m³ Arbeitsplätze für ca. 800 Beschäftigte entstehen, prägt eine an das bestehende Rathaus angepasste Fassade aus Holz und Aluminium. Es wird komplett im Passivhausstandard erstellt - mit dem Ziel, ein DGNB-Zertifikat in Silber zu erhalten. Insgesamt werden rund 12.000 m³ Stahlbeton in Form von grauem und weißem Beton benötigt. Davon ca. 8.200 m³ Normalbeton, ca. 2.000 m³ RC-Beton, d.h. Beton mit einer Recycling-Körnung und ca. 1.800 m³ Weißbeton. Von dem weißen Sichtbeton entfallen 1.540 m³ auf die Wände und 260 m³ auf die insgesamt 610 Rundstützen mit unterschiedlichen Höhen und Durchmessern.
Da in Freiburg der CO2-reduzierte Weißzement BLUE STAR erstmals großflächig zum Einsatz kam, konnte man weder auf eine bereits vorhandene Standardlösung noch auf praktische Erfahrungen zurückgreifen, sondern war auf die im Labor durchgeführten Versuche angewiesen. Wie bereits oben ausgeführt, bestand die größte Herausforderung darin, die notwendigen Verarbeitungs- bzw. Fließeigenschaften des Betons auch bei unterschiedlichen Temperaturen und Jahreszeiten zu gewährleisten. Hierbei konnte man sich auf die aus den gemeinsamen Laborversuchen des WDI und der Sika gewonnenen Erkenntnisse stützen und dem Betonhersteller den genauen Betonrezepturen einschließlich der dazugehörigen Zusatzmitteldosierung an die Hand gegeben werden. Die Erkenntnisse aus den Laborversuchen konnte dabei 1:1 auf die Mischanlage übertragen werden. Zusammen mit einer modernen Anlagentechnik bei P&S-Beton gelang es, den auf der Baustelle verarbeiteten Beton nicht nur bezüglich seiner Fließfähigkeit, sondern auch der benötigten Verarbeitungszeit perfekt an die vorhandene Baustellenlogistik (2 Kräne mit weitem Schwenkbereich) anzupassen. Neben den Rezepturen wurden auch unterschiedliche Schalungstypen und Verdichtungstechniken ausgetestet. Zum Verdichten wurden daher sowohl Außenrüttler, als auch lange Rüttelschläuche eingesetzt. Letztere insbesondere bei den Stützen. Eine große Herausforderung war dabei auch die äußerst filigrane Anordnung der Bewehrung. Daher hat man die Stützen zunächst nur halb gefüllt, von innen verdichtet und dann ruhen lassen, ehe dann der zweite Abschnitt betoniert und verdichtet wurde.
Fazit
Das Bauprojekt Rathaus Freiburg zeigt eindrucksvoll, wie durch enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Bauunternehmen innovative und nachhaltige Lösungen entstehen können. P&S-Beton hat mit seiner Expertise und technologischen Innovationskraft einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen des Projekts geleistet. Der Einsatz des CO2-reduzierten Weißzements unterstreicht die Bedeutung nachhaltiger Baustoffe und setzt neue Maßstäbe für zukünftige Bauvorhaben. Durch eine umfassende Planung, gezielte Forschung und eine perfekt abgestimmte Logistik konnte eine optimale Qualität des Betons sichergestellt werden, was das Projekt zu einem Vorbild für nachhaltiges Bauen macht.
Quelle: Dyckerhoff GmbH