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Studio Cascina Garbald in Castasegna

Ruinelli Associati, Soglio (Projektteam: Armando Ruinelli mit Fernando Giovanoli, Alessandro Curti, Tamara Guerrazzi, Anna Innocenti)

Architektur

Ruinelli Associati, Soglio (Projektteam: Armando Ruinelli mit Fernando Giovanoli, Alessandro Curti, Tamara Guerrazzi, Anna Innocenti)

Bauherr

Fondazione Garbald, Zürich

Projektbeteiligte

Ganzoni, Vicosoprano (Stampfbeton)

Jahr

2019

Ort

Castasegna, Via Garbald No. 7

Beschreibung

Ein Ort wie aus dem Bilderbuch: Das Schweizer Dorf Castasegna liegt – gerahmt von den Alpen – in einem Tal an der Grenze zu Italien. Von hier aus erstreckt sich Richtung Osten ein Kastanienhain, der bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Grundnahrungsmittel für die Menschen in den Gemeinden des sogenannten Bergell lieferte. Ein prägendes Element dieser Landschaft sind daher die kleinen Dörrhäuschen („cascina“), in denen die Kastanien getrocknet wurden, um sie zu konservieren oder weiter zu verarbeiten. Neben diesen typischen, einfachen Bauwerken findet sich in Castasegna auch die von Gottfried Semper errichtete Villa Garbald. Heute wird sie, zusammen mit einem Neubau von Miller Maranta, unter anderem von der ETH Zürich als Seminarzentrum genutzt. Die neueste Ergänzung ist das Studio Cascina, das vom Architekturbüro Ruinelli Associati am nördlichen Rand des Areals verwirklicht wurde.

Ort zum ungestörten Denken
Der Neubau ersetzt eines der eingangs beschriebenen Kastaniendörrhäuschen und ist ein Wiederaufbau an gleicher Stelle mit den gleichen Proportionen. Die Unterkunft wird an Einzelpersonen vermietet, die sich mit einem wissenschaftlichen, künstlerischen oder kulturellen Projekt zwei bis vier Wochen in Klausur begeben wollen. Der Nutzungszweck muss der Villa Garbald bei der Mietanfrage mitgeteilt werden. Wer dieses ungewöhnliche Prozedere erfolgreich hinter sich gebracht hat, den erwartet während des Aufenthalts inspirierendes Architekturhandwerk.

Von außen wirkt das Bauwerk zunächst einfach und eher unauffällig. Der raue Außenputz sorgt dafür, dass es sich in die Umgebung, die von weiteren Dörrhäuschen geprägt ist, einfügt. Das Erdgeschoss dient dem Wohnen, oben wird geschlafen. Vor dem Haus erlauben eine eigene kleine Terrasse mit Sitzbank und Tisch, den Blick über den Semper-Bau hinweg über die Berglandschaft wandern zu lassen. Im Inneren wurde jedes Bauteil, jedes Einrichtungsdetail mit Bedacht gestaltet und mit großer handwerklicher Sorgfalt ausgeführt.

Erde und Feuer
Wer sich hier über Bücher beugt, Konzepte erarbeitet oder Ideen reifen lässt, tut dies umgeben von geschichteten rauen Sichtbetonwänden, einem feinen hellen Mörtelboden im Erdgeschoss, Decken und Dielen aus Kastanienholz und Einrichtungsgegenständen, die teilweise vom Architekten selbst speziell für dieses Projekt entworfen wurden. Leuchten und Handwaschbecken stammen von einem lokalen Handwerker beziehungsweise von einer Künstlerin. Die Küche wartet mit Induktionsherd und Waschmaschine auf. Daneben lässt sich ein offener Kamin anheizen. Mit dem Knistern des Feuers füllt die Unterkunft trotz komfortabler Einrichtung und ausgesuchter Gestaltung vollends das Gefühl der Verbundenheit mit dem Ursprünglichen, das die rohen Materialien allein bereits aufkeimen lassen.

Beton

Wider das Rustikale
Die Konstruktion ist zweischalig und besteht aus einer inneren, tragenden Wand aus Stampfbeton und einer äußeren Schale aus Backstein. Bei der Fassade handelt es sich um einen Kellenwurfputz. Zunächst wurde die Stampfbetonwand erstellt, dann die Holzbalkendecke eingebracht und das Dach montiert und erst dann die Dämmung montiert und die Backsteinmauer hochgezogen.

Stampfbeton findet sich bei mehreren Bauten von Armando Ruinelli; der Architekt legt bei dieser Bauweise besonderen Wert auf eine präzise Verarbeitung mit sauberer Schalung, immer gleichen Schichthöhen – im Fall des Studio Cascina sind es 17 cm – und scharfen Kanten. Die Rezeptur des Betons ist weitgehend konventionell, bei der Körnung wurde ein Größtkorn von 16 mm festgelegt. Wichtig für das gewünschte raue Erscheinungsbild der Oberfläche ist zudem, dass der Beton sehr trocken eingebracht wird, um ein zu starkes Verdichten zu verhindern.

Wird nicht sorgfältig genug gearbeitet, so entstehe „bei diesem sehr ‚groben‘ Material ein rustikales Bild und dann ist der ganze Zauber dahin“, so Ruinelli. Die rohen Ausgangsstoffe, aus denen durch handwerkliches Können Bauteile und Einrichtungselemente von ausgesuchter Schönheit hervorgehen, sind die Besonderheit dieses kleinen Bauwerks, das in der Fachpresse auch schon treffend als Einsiedlerschatulle oder Schmuckkästchen bezeichnet wurde. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Marcello Mariana, Morbegno (Fotos); Ruinelli Associati, Soglio (Pläne)

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