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CUA Jugendzentrum Jugendkirche Dresden

CODE UNIQUE Architekten GmbH, Dresden

Architektur

CODE UNIQUE Architekten GmbH, Dresden

Bauherr

Ev.- Luth. Kirchenbezirk Dresden Mitte

Projektbeteiligte

Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Baustatik Bautechnik, Dresden
HLS-Planung: Ingenieurbüro Dr. Sche!er & Partner GmbH, Dresden
ELT-Planung: Elektroplanung Künzel, Chemnitz
Thermische Bauphysik: Ingenieurbüro Bauklimatik, Dresden
Bau- und Raumakustik: Müller-BBM GmbH, Dresden-Langebrück
Brandschutzplanung: Prof. Rühle, Jentzsch & Partner GmbH Ingenieurgemeinschaft für Bautechnik, Dresden
Freianlagenplanung: Prugger Landschaftsarchitekten Anne Prugger & Hans Prugger GbR, Pirna

Jahr

2022

Ort

01307 Dresden, Trinitatisplatz 1

Besonderheiten

In statischer Hinsicht war die von der Ruine unabhängig realisierte Gründung mittels Mikrobohrpfählen eine ingenieurtechnische Besonderheit.

Preise

Anerkennung Architekturpreis Beton 2023

Beschreibung

Anerkennung Architekturpreis Beton 2023

Jurybegründung

Die Jury schätzt den Umgang mit dem historischen Baubestand und einer Bauaufgabe mit umsichtiger und geradliniger Architektur. Der materiellen Kontrast lässt die neuerlichen Eingriffe klar erkennbar erscheinen. Die Gestalt der Kirche bleibt in der Silhouette erhalten. Eine verdiente Anerkennung zum Architekturpreis Beton 2023.

Leuchtende Laterne
CUA_Jugendzentrum Jugendkirche_Dresden

Was für ein Zeichen: Während landauf, landab Kirchengemeinden schrumpfen und Gotteshäuser aufgegeben, profaniert und umgewidmet werden, zeigt das Jugendzentrum in der Jugendkirche Dresden, wie aus Bruchstücken ein Ort des Miteinanders wachsen kann. Mitten in der Ruine der einst für 1.200 Gläubige ausgelegten Dresdner Trinitatiskirche erhebt sich ein gläserner Kubus, getragen von filigranen, anthrazitfarbenen Stahlleisten über einer stützenden Basis aus Beton. Der multifunktionale Zentralraum der neuen Jugendkirche nimmt die Proportionen des Kirchenschiffs auf und setzt die Sichtbetondecke auf Höhe der ursprünglichen Emporen an. Der Blick durch die gläserne Laterne auf die Mauerreste ist spektakulär. Ebenso der bewusste Kontrast aus Alt und Neu, wenn sich die unterschiedlichen Materialien – Rochlitzer Porphyr und Ziegelmauerwerk des Bestandes sowie Sichtbeton, schwarzer Stahl und Glas – auf Augenhöhe begegnen. Dialoge sind möglich, ebenso wie Gegensätze. Mit jedem Schritt kommt es zu neuen Verbindungen, Überlagerungen und Antithesen, etwa wenn das offene Ziegelmauerwerk der Umfassungswände sich spiegelnd bricht in den Stahlschwertern der neuen Treppenanlage mit ihren Stufen aus Beton. Dann wieder zeigen sich Dialoge, wenn zwischendurch vermauerte Fenster neu verglast und mit Fassungen aus schwarzem Stahl ergänzt wurden. An solchen Details zeigt sich, wie belebend der Kipppunkt aus Kontrast und Anverwandlung, Ergänzung und Neusetzung wirkt.

Das Haus der Dresdner CODE UNIQUE Architekten lebt von seinen klaren Proportionen. Der Zentralraum lässt sich mit den Seitenschiffen verbinden und ermöglicht dann Formate wie Konzerte, Lesungen und Diskussionsabende. Davon getrennt sind alle Funktionsräume in einem dreigeschossigen Kubus an der westlichen Turmseite konzentriert. CODE UNIQUE Architekten sagen klar: „Der Umgang mit historischem Baubestand bedingt eine behutsame, aber ehrliche Architektur. Diese manifestiert sich hier im materiellen Kontrast. Die Gestalt der Kirche bleibt in der Silhouette klar erhalten. Sichtbetonbauteile lassen die neuerlichen Eingriffe klar erkennbar erscheinen und verhindern eine unnötig historisierende Verklärung.“ Das wäre auch problematisch angesichts des Umfeldes aus Plattenbauten und großen Wohnbauten. Insofern wird der moderne Leuchtturm im ausgebrannten Kirchenschiff zu etwas anderem – zu einem Symbol, auch der Wandlung und des Neuanfangs.

„Auferstanden aus Ruinen / und der Zukunft zugewandt, / lass uns dir zum Guten dienen ...“ – auf verblüffende Weise passt der Auftakt des 1949 von Johannes R. Becher verfassten und von keinem Geringeren als Hanns Eisler vertonten Liedes, einst Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik, auf den Ausbau der Dresdner Trinitatiskirchruine zum Jugendzentrum, zumal sich die dritte Strophe explizit an die nächste Generation richtet: „Deutsche Jugend, bestes Streben / unsres Volks in dir vereint, / wirst du Deutschlands neues Leben.“

Die ursprünglich von Karl Barth 1891-1894 erbaute Dresdner Trinitatiskirche wurde im Februar 1945 zerstört und lag Jahrzehnte in Trümmern, auch wenn die Ruine später wieder für Gottesdienste nutzbar gemacht wurde. Nach der Wende wurden Turm, Sakristei und Kellerkirche für die Gemeinde- und Jugendarbeit ertüchtigt. Ein eigener Förderverein widmete sich dem Erhalt der Trinitatiskirchruine, bis 2019 der Umbau zur Jugendkirche begann, den die engagierte Gemeinde mit einem Online-Bautagebuch begleitete. Die Idee dazu fasst Albrecht Nollau, Superintendent im Kirchenbezirk Dresden Nord, wie folgt zusammen: „Gemeinsam Neues wachsen lassen – in der Ruine einer alten Kirche entsteht eine neue, andere, junge Kirche. Mit solchen Erfahrungen an diesem besonderen Ort werden Jugendliche ermutigt, mit Zuversicht die Gesellschaft zu gestalten.“ Das dezidiert an Jugendliche und junge Erwachsene von 14 bis 27 Jahren gerichtete Projekt war also von Anfang so spirituell aufgeladen wie an einen konkreten Ort gebunden. Von Anfang an ging es um Raum für geistige Entwicklung in mehreren Dimensionen: kulturell, sozial wie spirituell. Das sahen auch die Architekten so: Es sei ein „Spagat, die über hundertjährige Kirche mit verlorener Funktion und aufgegebener Kirchweihe einer neuen sozial-gesellschaftlich wichtigen Nutzung und nachhaltig in eine Zukunft zu überführen und gleichzeitig respektvoll mit dem Bestand umzugehen, was diese Bauaufgabe so interessant macht.“ Hier sollte ein inspirierender Erlebnis- und Erfahrungsraum entstehen, gedacht für den Austausch, für Diskussionen und echtes Miteinander. Erprobt wird ein offenes Haus, das neben regelmäßigen Zusammenkünften des Jugendtreffs Trini und der Evangelischen Jugend Dresden auch gemeinnützigen Veranstaltungen dient.

Das Alte umfängt das Neue, das hinter Steinen und Bögen hervorblitzt. Das geschieht in einem Wechsel aus selbstbewusstem Auftritt und bescheidener, dienender Einpassung. Die Kubatur der Trinitatiskirche definiere die Hülle für die neue Jugendkirche, machen CODE UNIQUE Architekten deutlich. Die unter Denkmalschutz stehende Kirche bleibe in ihrer heutigen Ausformung erhalten und werde inhaltlich nicht überplant. Trotzdem setzt der Neubau Maßstäbe: „Durch die repräsentative Außen- und Nachtwirkung entsteht ein sehr moderner, leuchtturmähnlicher Abschluss, der von der Blasewitzer Straße gut lesbar ist und durch den bestehenden Rundbogen gefasst wird.“ Der frei in die Ruine platzierte Glaskörper mit seinem tragenden Betongerüst nutzt den offenen Himmel und die Einfassung der Kirchenruine, um selbstbewusst seinen Platz einzunehmen. Hier entstand ein hochflexibler Raum für die Jugend, der eben viel mehr ist als ein Inlay in einer Ruine, sondern Herzstück eines revitalisierten Stadtteilzentrums. Selbstverständlich ist der sorgsame Umgang mit dem Bestand: Gebäude und graue Energie werden erhalten; Zweischeibenverglasungen, gedämmte Decken und Bodenplatten sowie außenliegende bewegliche Sonnenschutzelemente verbessern den sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz.

Um den Glaskubus fließt weißer Schotter gelegt und auch sonst legen CODE UNIQUE Architekten Wert auf die Übergänge von der Kirche zum Außenraum: „Die vorhandenen Freiflächen werden durch verschiedene Freisitze ergänzt und laden zum Verweilen ein. Die Grundkonfiguration der Wiesenflächen und Wegeführung bleibt erhalten und wird qualitativ aufgewertet. Der Bereich kann somit multifunktional durch die Jugendkirche bespielt werden, ohne den Charakter des Denkmals zu beeinträchtigen.“ Denkmal vielleicht doch nicht ganz. Denn dazu dürfte es im Jugendzentrum einfach zu wild werden – und hoffentlich auch richtig laut.

Beton

 

 

Quelle

Autor: Oliver Herwig, Fotos: © Albrecht Voss Werbefotografie, Leipzig

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