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S-Bahnstation EXPO 2000 in Hannover

Hansjörg Göritz, Hannover

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Dauerhaftigkeit Bahn Farbe Frost-Tausalz-Widerstand Sichtbeton

Architektur

Hansjörg Göritz, Hannover

Bauherr

Deutsche Bahn AG

Projektbeteiligte

Peter Lieberum Ingenieurbureau VBI, Hannover (Ingenieur); Licht.Kunst.Licht GmbH, Bonn (Lichtplanung); Dyckerhoff Weiss GmbH+CoKG, Wiesbaden; Betonberatungs- und Prüfungsgesellschft mbH, Wolfsburg; Bauberatung Zement, Hannover (Betonberatung); Brockhues AG, Walluf (Pigmentrezeptur); Fidenza Vetroarredo, Florenz (Glasshütte); ARGE Vinnhorst HEIBUS GmbH, Salzgitter; HARTUNG-BAU GmbH+CoKG, Fulda (Bauausführung); Glasbau Nord GmbH, Bremen (Glasbeton)

Jahr

1997

Ort

Hannover Nordstadt, Engelbosteler Damm

Besonderheiten

blau durchpigmentierter Sichtbeton

Beschreibung

Gleichsam im städtebaulichen Niemandsland... - da, wo sich die Schienenströme von Westen und Norden zwischen die Stadtschollen und durch den Flaschenhals unter der Straßenbrücke Engelbosteler Damm pressen, mitten im Gleisfeld zwischen Nordkante Nordstadt und Bahndamm-Südkante Hainholz mit dem schönen alten Hainhölzer Bahnhof muss sich der neue Haltepunkt behaupten.
Hier bezieht weithin sichtbar eine Station Stellung. Die Erste. Auftakt einer Perlenkette von 9 S-Bahn Stationen zwischen Flughafen und EXPO-Gelände, genannt EXPO-Linie im neu auszubauenden Hannoverschen S-Bahn Netz mit insgesamt 54 Stationen.

Sie selbst ist Addition dreier Grundkörper: die Stehende Scheibe des Eingangsbauwerks - 2.90 Meter schmal, 12 Meter hoch, 40 Meter lang - der Zylinder des Aufzugs - 2.90 Meter Durchmesser, 10 Meter hoch - die Liegende Scheibe des Bahnsteigdaches - 7.60 Meter breit, 4 Meter hoch, 30 Meter lang. Der einzelne 210 Meter Mittelperron wird von oben im Scheitel der Strassenbrücke mittig nach Westen abwärts erschlossen. Höhendifferenz 7 Meter. Die Einhausung der geraden Treppe wird zum Thema 'Empfangsgebäude', durchdrungen von der Säule des Aufzugs.

Das 'Spiel der Körper' ist angesichts unserer Zeit des akustischen wie des optischen Lärmens auf das ganz Einfache reduziert: bei aller Größe will der Bau nur fein gemachter Nutzbau sein. Sachlich. Still. Zeitlos. Weder witziger Gag, noch lustiger Gimmik. Alles Tragende und Begehbare ist in blau durchpigmentiertem Sichtbeton, alles Deckende und Bekleidende in blauem florentinischen Glasstein materialisiert. Nur 2 Materialien, 1 orthogonales Gitter, 1 Farbe. Ein Prinzip, in dem die Bahn-blaue Ausstattung mit selbst-verständlicher Ruhe zum coorporate identity aufgehen kann.

Das 'Spiel der Körper im Licht' hat doppelte Wirkung: tags außen der glänzende 'Kühle Kristall', innen der von außen durchleuchtete 'Lichtdom', nachts die von innen 'Leuchtende Laterne'. Ein 'Blaues Wunder' vollkommen aus Glasstein, - inspiriert von Pierre Chareaus Pariser 'maison de verre' 1928. Die 'transparente Substanz' oder 'substantielle Transparenz' des klassischen Beton- und Glassteinbaus könnte so abseits aller modischen Stahl-Glas-Renaissance wieder zur festen Landmarke und Merkzeichen, damit also wieder zum 'Ort' in der Stadtstruktur werden.

Haltepunkt doppeldeutig. Weithin sichtbar. Wie eine 'Haltestelle des Lebens' aus Nikolas v Saffts gleichnamigen Fotoband über die Qualitäten der alten Berliner S-Bahnhöfe mit dem Charisma ihrer unverwechselbaren identität-stiftenden Ausstrahlung. Dies scheint aufgegangen. Der Ort als 'gebauter Weg' ist angenommen und bereits als 'Blaues Wunder' populär...

Beton

Alles Tragende und Begehbare ist in blau durchpigmentiertem Sichtbeton, alles Deckende und Bekleidende in blauem florentinischen Glasstein materialisiert. 2 Materialien, 1 orthogonales Raumgitter, 1 Farbe...

Das Bauen in sichtbarem Beton und Glasstein - wird vom Architekten als ganzheitlich verstanden. Die Bedingungen aus Aufgabe, Kontext und Zeitablauf will im Konzept sowohl zur Symbiose als auch auf den Punkt gebracht werden: jenseits von 'styling' und 'design' verschmelzen Verkehrs-, Ingenieur- und Hochbau in dieser minimalen Konstruktion und Materialisation wie selbst-verständlich zu einer Art von 'sinnlicher Sachlichkeit', stiften durch Nachvollziehbarkeit Ruhe am zerfaserten Ort, geben mit Angemessenheit Identität im entglittenen Raum und sichern durch Vorfertigung Budget, Bauqualität und Termine im wiedermal viel zu knappen Zeitkorsett.

Wer ein schlichtes Mahl bereitet oder ein einfaches Kleid schneidert, weiß gerade wegen der Selbstbescheidung um die Bedeutung von Zutaten und Stoffen als den Mitteln der Verwirklichung. Edler Beton, Querschnitt-minimiert, verformungsfrei in der errechneten Güte eines B55, teilweise bis 12 Meter vorgefertigt, früh transportfähig auszuschalen, durch Edelstahl verbunden, frost- und tausalzbeständig, glatt, vandalensicher, graffitigeschützt und noch dazu mit weißem Zement nach feinster Rezeptur blau durchpigmentiert...
Selbst Dürer hatte sich bei einem Altarbild an diesem teuersten aller Pigmente verkalkuliert. Kein Wunder, dass sich bis dahin niemand an einem Beton dieser technischen Güte bei gleichzeitigen 'marmornen' Eigenschaften versucht hatte. Eine geradezu alchimistische Arbeit, nur interdisziplinär möglich mit Betontechnologen und Ingenieuren.

Dieser Ganzheit hatte der Glasstein zu entsprechen. Das besonders reine Blau wurde als 'azzuro cobalto' speziell mit der florentinischen Glashütte hierfür entwickelt und war nur möglich durch die enorme Stückzahl aus der 1000 qm großen Fläche. Die daraus vorgefertigten Glasstein-Betontafeln mussten in der B25-Rezeptur fein an die B55-Rezeptur angepasst werden. Schließlich ist das Betonpflaster des Perrons als der dritten Scheibe im Konzept zugleich die Plattform aus der alles emporragt. Die geschliffenen Quadratquader entsprechen dem Glasstein, seine Vorsatzfarbe dem Pigment.

Bildnachweis: Lukas Roth, Köln

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