04.09.2018

Schloss Wittenberg mit Leichtbeton-Aufbau

Neues Predigerseminar

Update vom 01.07.2019: Die Erweiterung, der Umbau und die Sanierung des Schlosses Wittenberg wurde mit dem Deutschen Architekturpreis 2019 ausgezeichnet.

Sieben Quader aus Liapor-Leichtbeton beherbergen das neue Predigerseminar auf dem Dach des Wittenberger Schlosses. Bruno Fioretti Marquez Architekten führten damit den monolithischen Geist des Hauses weiter, konnten so aber auch alle bauphysikalischen Vorgaben wie die eingeschränkte Tragfähigkeit des Schlossdachs erfüllen – bei besonders einfacher Bauausführung.

2018 wurde der 500. Jahrestag des Reformationsanschlags an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg gefeiert. Das Jubiläum bildete auch den Anlass für eine Neuordnung der Wittenberger Reformationsgedenkstätten rund um die heutige UNESCO-Welterbestätte Schlosskirche Wittenberg. Dazu zählte insbesondere die Neugestaltung des Wittenberger Schlosses, die auch eine Erweiterung in Form des neuen Evangelischen Predigerseminars umfasste. Beauftragt wurde damit das Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez, das alle baulichen Tätigkeiten ganz bewusst in die bestehende Historie einpasste: „Es ist eine Fortschreibung im Sinne eines Palimpsests, also eines Pergaments, das immer wieder aufs Neue beschrieben wurde und dabei auch noch die alten Spuren zeigt“, so der federführende Architekt Prof. José Gutierrez Marquez. „Auch das Schloss ist ein solches Dokument, das immer wieder umgeschrieben wurde, vom Schloss über die Kaserne zum Museum und zur Jugendherberge. Die aktuelle Fortschreibung für das Predigerseminar stellt eine weitere, neue Textur auf den älteren Schichten dar.“

Leicht, dämmend und einfach auszuführen

Nach diesem Ansatz entstanden auf dem Dach des Schlosses insgesamt sieben Quader aus Liapor-Leichtbeton, die die Lehr-, Gemeinschafts- und Arbeitsräume des Predigerseminars beinhalten. „Der Liapor-Leichtbeton ist dank des geringen Gewichts mit den statischen Gegebenheiten bestens vereinbar“, betont Prof. José Gutierrez Marquez. Dazu zählt vor allem die begrenzte Tragfähigkeit des unterlagernden Gewölbes, das einen Aufbau etwa in Ziegelbauweise nicht zugelassen hätte. Die Lasten der Leichtbetonbauten, deren Fundamente auf die Kappenzwickel des Gewölbes gesetzt wurden, werden dagegen sicher ins Mauerwerk abgeleitet. „Gleichzeitig passt der Liapor-Leichtbeton am besten zum monolithisch gebauten Haus und der Weiterbau folgt damit dessen Geist“, so Prof. José Gutierrez Marquez. „Die massive, gegossene Einschaligkeit fügt sich auch in die vorhandenen, kräftigen Dimensionen des Hauses ein.“ Darüber hinaus sorgen die Dämmbetonwände auch für eine ausreichende Wärmedämmung. Nicht zuletzt überzeugte der Baustoff auch unter ganz praktischen Gesichtspunkten: „Das einschalige Bauen mit Liapor-Leichtbeton ist von der Bauleitung und vom technischen Aufwand her besonders einfach, da hier keine technischen Schnittstellenprobleme wie oft beim zweischaligen Bauen auftreten, und die gesamte Errichtung mit nur einem einzigen Unternehmen und damit einem einzigen Ansprechpartner ausführbar ist“, so Prof. José Gutierrez Marquez.

Sichtbeton mit besonderer Oberflächenstruktur

Sämtliche Gebäudehüllen der sieben Quader wurden mit  rund 650 Kubikmeter eines LC 12/13 D1.2 mit Liapor-Körnung F3,5 und Leichtsand errichtet. Die Stärke der Außenwände liegt zwischen 24 und 76 Zentimetern, die der Innenwände zwischen 20 und 30 Zentimetern. Auch die Unterdecken bestehen aus Liapor-Leichtbeton mit 20  bzw. 24 Zentimetern Mächtigkeit. Die Rezeptur wurde in enger Abstimmung mit der Beton & Recycling GmbH in Bad Düben erstellt, die den Beton auch lieferte. Die Bauausführung übernahm die Bau- und Haustechnik GmbH in Bad Düben. Sämtliche Leichtbetonwände wurden bis Anfang 2017 erstellt. Die Verwendung einer besonders kleinformatigen, gebürsteten Brettschalung verleiht dabei dem Beton einen besonderen Charakter: „Die Struktur der Oberflächen verziert die Quader und erleichtert deren Massivität“, so Prof. José Gutierrez Marquez. Alle Sichtbetonflächen wurden deshalb auch nicht nachträglich kosmetisch behandelt, sondern erscheinen so, wie sie nach dem Ausschalen zutage traten. Gleichzeitig unterstreicht die schlichte Sichtbetonoptik der Wände den puristischen, unverfälschten Charakter des Predigerseminars. Pünktlich zum 31. Oktober 2017 konnte das neu gestaltete Schloss wieder genutzt werden. Es demonstriert seitdem eindrucksvoll, wie historische Bausubstanz Teil des gesellschaftlichen Wandels werden kann, und ist damit die gelungene Antwort auf die Anforderung an Architektur im Wandel der Epochen.

Quelle: Liapor GmbH & Co. KG
Fotos: Stefan Müller

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